Das (An-) Spannendste bei Führungskräften ist, dass sie menschliche UND unternehmerische Expertise benötigen. Das ist zwar grundsätzlich wertvoll, in keinem anderen Job ist diese Kombination aber so essentiell wie bei Führungskräften.

Ihre Werkzeuge sind ihre (zwischen-) menschlichen Fertigkeiten, mit denen sie ihr Arbeitsmaterial formen. Sie sollten daher vor allem die Sprache der Beziehungsebene beherrschen. Gleichzeitig müssen sie auch immer wieder Grenzen setzen, um die unternehmerische Entwicklung voranzubringen, die sich eher auf der Sachebene abspielt.

Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Gegensätze innere und äußere Konflikte kreieren - bei ALLEN Beteiligten. Deswegen ist ihr allerwichtigstes Werkzeug die Fähigkeit, Nähe & Abstand zu sich selbst und anderen zu regulieren. Das ist wie ein (Ziehharmonika-) Spiel: herauszoomen, um die Dinge objektiver zu betrachten und klare, fundierte Entscheidungen zu treffen, und wieder zusammenrücken, um Mitarbeiter (einschl. Geschäftsleitung) menschlich zu erreichen und verbinden.

Die Kombination aus Stärke und Sensibilität ist selten, aber extrem attraktiv und begehrt bei Menschen und Unternehmen.

Als Führungskraft ist es wichtig, immer wieder Grenzen (an-) zu erkennen, zu setzen und auszuloten - für andere und sich selbst. Das beinhaltet Angewiesene und Anweisende, also auch die Geschäftsführung!

Führungskräfte brauchen daher psychische Kraft, um entschlossen Entscheidungen zu treffen und die alltäglich anfallenden Konflikte zu verarbeiten. Gleichzeitig braucht es auch ein feines Gespür, um die verschiedenen Interessen umzusetzen. Schließlich sollten Führungskräfte ihre Mitarbeiter (wozu immernoch die Geschäftsleitung zählt) auch emotional bzw. auf Beziehungsebene erreichen, wenn sie sie motivieren wollen.

Ist das mit ABSTAND wichtigste Werkzeug, mit dem Führungskräfte etwas implementieren! Verbal als auch nonverbal. Mit anderen und auch mit sich selbst.

Je besser Führungskräfte ihre eigenen sowie die Konflikte anderer verarbeiten, umso flüssiger laufen ihre unternehmerischen und privaten Geschäfte (ja, das gilt auch für alle anderen Berufstätigen, aber hier ist diese Fähigkeit wie bereits gesagt noch wichtiger).

Das heißt nicht, dass Führungskräfte viel reden müssen - manchmal sagt ein Blick oder bedeutet eine Geste mehr als 1.000 Worte. Führungskräfte müssen aber bereit und in der Lage sein, Menschliches und Technisches sprachlich vermitteln zu können. Und sie sollten das auch mit Taten untermauern, d.h. als gutes Vorbild vorangehen (auch das zählt übrigens zur nonverbalen Kommunikation). Sonst nimmt sie niemand ernst.

Menschliche Expertise bedeutet natürlich psychologisches Fachwissen.

Viel wichtiger ist aber, dieses Wissen auch zu implementieren (Ihr Fachwissen muss an sich nämlich gar nicht sooo komplex und tiefgründig sein). Unser Tischler kann noch so viel über seine Werkzeuge wissen, wenn er einen Hammer oder eine Säge nicht führen kann, wird das Ergebnis krumm. Führungskräfte sollten also wissen, WIE man mit Menschen kommuniziert - WAS man ihnen vermittelt, ist sekundär.

Ich wette, dass die Bedeutung von psychischen Fähigkeiten in Ihrer Aus- oder Weiterbildung viel zu kurz gekommen ist, richtig? Ähnlich wie bei der Lehrer-Ausbildung, in der fast nur Fachliches gelehrt und viel zu wenig betont wird, wie wichtig menschliche Fähigkeiten im Schulalltag sind. Ja, man arbeitet bei Schulungen mit der Psyche, indem man irgendwelche Aufgaben löst, aber nur wenige Ausbilder werden sagen oder gar erklären, warum welche psychischen Aspekte so wichtig für Führungskräfte sind (das sind dann aber die RICHTIG guten Ausbilder) 😉

Sind Sie bereit für eine weitere Sensation, die Sie (vor allem in Deutschland) nur sehr selten hören? Bitteschön:

Die (zwischen-) menschliche Kompetenz von Führungskräften dient nicht nur dazu, Mitarbeiter zu motivieren, die „unter“ ihnen arbeiten, sondern auch, um ihre Vorgesetzten zu erreichen - ein Vermittler arbeitet immer in BEIDE Richtungen. 😉 In gewisser Weise haben Führungskräfte damit eine noch größere Verantwortung als die Geschäftsleitung an sich - und dafür brauchen sie viel Stärke + Sensibilität.

Jetzt wird's spannend, denn Führungskräfte richten Ihre Psycho-Power gezielt an unternehmerischen Zielen und Werten aus. Es ist also mehr als hilfreich, wenn Sie auch wirtschaftspolitisches oder gar gesellschaftliches Verständnis haben.

Aber gelingt es ihnen auch, dieses im Rahmen ihres Unternehmens mit den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter zu vereinen? Es sollte zumindest ihr Anspruch sein, weil Mitarbeiter, die „von oben“ unterstützt werden, besser arbeiten. Psychische und körperliche Resilienz (Widerstandsfähigkeit) führt zu weniger Ausfällen und Fluktuationen und bringt somit Ruhe ins Unternehmen.

Und wenn sie noch einen raufsetzen, bringen ihre Mitarbeiter auch mehr eigene Ideen und anderes Engagementein, so dass Sie weniger Entwicklungsarbeit auslagern müssen und auch selbst viel Energie sparen.

Ihre unternehmerischen Rahmenbedingungen und Ziele können noch so klar gesteckt sein - sobald es „menschelt“, entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik. Und auch unternehmerische Prozesse und Strukturen entwickeln sich nicht immer nach Plan, weil auch Unternehmen nur von Menschen geführt werden und sich an diese richten 😉 Führungskräfte sollten also spontan auf Veränderungen reagieren können. Und dabei hilft Überblick.

Führungskräfte sollten ihr eigenes Leben sowie verschiedene Unternehmensbereiche gut managen, weil sie nur begrenzt auf menschliche Kapazitäten, Bedürfnisse usw. eingehen, nur so und so viel und gut kommunizieren können und auch nur begrenzt viel Zeit und andere Ressourcen haben.

Ist das A und O von Führung, schließlich müssen Führungskräfte Menschen, Tätigkeiten, Dinge usw. auch in die richtigen Bahnen lenken bzw. auf ein Ziel hinführen.

Unternehmerischer Überblick ist notwendig, um die richtigen Mitarbeiter an die richtigen Positionen zu setzen und ihnen unter Umständen auch die richtigen Arbeitsmittel mitgeben zu können. Darüberhinaus hilft auch hier das Verständnis von inner- und außerbetrieblichen Strukturen und Prozessen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Menschlicher Überblick ist wichtig, um die Fähigkeiten und Möglichkeiten, also auch die Grenzen ihrer Mitarbeiter beurteilen und an ihren Aufgaben ausrichten zu können. Als Anführer von Mitarbeitern sind Führungskräfte Management-Meister; Jongleure von Gedanken, Gefühlen und Handlungen. Superwertvoll ist hierbei auch, zu wissen, wer mit wem wie zusammenarbeitet. Und natürlich sollten sie auch Formalitäten wie allgemeine Anwesenheit (Krankenstand u.a.) auf dem Schirm haben.

Wer viel Überblick braucht, muss aber auch delegieren, das heißt Aufgaben abgeben können. Das gilt nicht nur für die Geschäftsleitung, sondern auch für unterstellte Führungskräfte. Wer also Schwierigkeiten hat, die Kontrolle abzugeben, muss hieran etwas härter arbeiten.

Ihre Mitarbeiter sowie Ihre psychische und körperliche Gesundheit werden es Ihnen aber danken: gute Mitarbeiter WOLLEN nämlich arbeiten und Ihre Fähigkeiten einsetzen. Und wenn sie die Chance bekommen und erfolgreich sind, geben sie noch mehr. Das entlastet wiederum Sie, so dass auch Ihre Arbeit noch flüssiger läuft.

Ich hab's schon gesagt, wiederhole mich aber gerne: als Vermittler arbeiten Sie in ALLE Richtungen, nicht nur von oben nach unten!

Zeigen Sie also auch Ihren Vorgesetzten deren Grenzen auf und seien Sie kein obrigkeitshöriger Kuscher, wie es gerade in Deutschland gerne belohnt wird. Das ist widerlich und hat in der Menschheitsgeschichte immer nur zu Elend geführt!!!

Ja, das kann Sie Ihren Job kosten, wenn Sie mit absoluten Vollidioten zusammenarbeiten (ich spreche aus eigener Erfahrung) - allerdings auch nur dann: eine schlaue Geschäftsleitung belohnt konstruktives Feedback, weil dieses essentiell für das Überleben bzw. die Gesundheit eines Unternehmens ist.

Schließlich ist es auch Ihr Job, die Strukturen und Prozesse eines Unternehmens positiv zu gestalten.‍

So beugen Sie nicht nur dem Herzinfarkt oder Krebs Ihres Unternehmens, sondern auch dem Ihrer Vorgesetzten, Mitarbeiter und vor allem Ihrem eigenen vor!

Verbale und nonverbale Kommunikation hilft in allen Lebenslagen und ist eines der wichtigsten Werkzeuge von Führungskräften, die sich auf Mitarbeiter, unternehmerische Prozesse, Strukturen und sogar den Ruf eines Unternehmens auswirkt.

Wie in allen Partnerschaften sollten Sie dabei mehrere Aspekte berücksichtigen:

• eine gute Kommunikation mit sich selbst begünstigt eine konstruktive Kommunikation mit anderen
• unterschätzen Sie auf keinen Fall die Macht der nonverbalen Kommunikation: ein Lächeln, Schweigen, Schulterklopfen oder Tür aufhalten können viel mehr bewirken als Worte
• achten Sie in Ihrer verbalen Kommunikation auf ein Gleichgewicht zwischen der klaren, zielorientierten Unternehmenssprache mit der offeneren, prozessorientierten zwischenmenschlichen Kommunikation (diese Ambivalenz unterscheidet sich von der Paarberatung, ist hier aber essentiell)
• kleiner Bonus-Tip: wer eine gefragte Persönlichkeit sein will, sollte auch eine fragende Persönlichkeit sein* - wer viel fragt, wirkt nicht unwissend, sondern interessiert an Bildung, Entwicklung, seinen Mitmenschen usw. (*dieser Satz ist mir Mitte Dezember 2022 eingefallen und klingt einfach zu cool)

Wird davon nur profitieren - persönlich sowie in Bezug auf Ihre Branche als auch Ihr Unternehmen. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und zeigen allen, wie man es richtig macht. Schließlich sind Sie nicht nur Botschafter für Ihr Unternehmen (und das beinhaltet immernoch Ihre privaten Unternehmungen), sondern auch Vorbild einer wichtigen Position, die leider einen ziemlich schlechten Ruf hat.

Gute Führungskräfte dirigieren unterschiedliche Menschen mit deren Interessen, Fähigkeiten und Möglichkeiten. Im günstigsten Fall entsteht dadurch ein ausgeglichenes Klima in ihrem Berufs- und Privatleben und teilweise sogar in dem ihrer Mitarbeiter.

Wie der harmonische Klang eines eingespielten Orchesters sorgen sie für flüssige Arbeitsabläufe und gute Unternehmensstrukturen, in denen sie und ihre Mitarbeiter erblühen. Sie werden zu einer gefragten und beliebten Schlüsselfigur in ihrem Unternehmen und haben auch die Möglichkeit, den Ruf von Führungskräften im Allgemeinen zu verbessern.

Und all das wird sich auch auf ihr Privatleben auswirken - ihre privaten Unternehmen (Familie, Freunde, Vereinsaktivitäten o.a.) mit all ihren Mitarbeitern (Verwandte, Haustiere, Bekannte usw.) unterliegen nämlich denselben Prinzipien 😉

In jedem Fall sollten Sie als Führungskraft genießen, dass Sie täglich mit unterschiedlichsten Menschen, Aufgaben und Bedingungen zu tun haben und versuchen, diese zusammenzubringen. Sie müssen nicht alle und alles mögen, aber wenn Sie Ihren Job gut machen, wird sich durch genau diese Vielfalt und Ihren flexiblen Umgang mit dieser ein wundervolles Betriebsklima einstellen, das Sie, Führungskräfte an sich, Ihre Mitarbeiter und auch Ihr Unternehmen richtig schön abbildet. Und das, meine Damen und Herren, ist ein riesiges und ehrenhaftes Werk!